Leitlinien
Unser Leitbild.
Leitbild Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE)
vom Förderverein zum kulturellen Lernen e.V. i.Gr.
Nachhaltige Entwicklung und Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE), das sich anschließende Weltaktionsprogramm (WAP) BNE und den Sustainable Development Goals (SDGs 2030, insbesondere den Handlungsfeldern zu Schule und Kooperationen) sind die Leitbilder unserer Arbeit.
Ein wesentlicher Schwerpunkt unserer Arbeit ist die lokale Vernetzung der BNE-Akteure im Sinne des Aufbaus einer Bildungslandschaft für nachhaltige Entwicklung, sowie die Bereitstellung eures Beratungsangebotes zu Aktions- und Freiräumen, zu Partizipationsstrukturen in Schule und Gesellschaft; Ausbildung und Qualifizierung von Multiplikator*innen in Schulen, Kommunen und Unternehmen; Bereitstellung eines Anreizsystems zur Implementierung von BNE.
Was verstehen wir darunter
Die Unterstützer unserer Arbeit arbeiten in verschiedenen Organisationen und / oder Institutionen. Eine einheitliche Vorstellung von BNE als Leitbild kann es daher nicht geben. Es gibt aber einen gemeinsamen Konsens, der sich aus der Summe der vielfältigen praktischen Umsetzungen ergibt. Einen gewissen Rahmen liefern unsere wissenschaftlichen Publikationen.
Für unsere (gemeinsame) Arbeit steht im Vordergrund
- BNE ist eine selbstverständliche Aufgabe der Bildungsverwaltung und des Bildungswesens und muss daher im Lernort und Sozialraum Schule verankert sein / werden.
- Lehr- und Fachkräfte müssen entsprechend fortgebildet werden, um BNE in Lernprozesse zu integrieren.
- BNE muss in Lehr- und Bildungspläne verankert werden, ebenso in die Schulkultur (Leitbild, Schulentwicklungsprozesse, …)
- Schule, Kommunen, Wirtschaftsunternehmen, Vereine etc. bilden zusammen eine Gestaltungseinheit (durch Kooperationen); die Partizipation aller gesellschaftlicher Gruppen ist Grundlage für nachhaltige Entwicklung und muss daher durch Anreizsysteme initiiert werden.
- Die BNE Projekte sollen die Persönlichkeit der Individuen stärken und demokratiefördernd ausgelegt sein.
- Kultur wird dabei ein eigenständiger Wert zugeschrieben: Ausdrucksmittel, Motor und Katalysator von BNE Prozessen.
- Selbstwirksamkeit der Akteure ist wesentlich; kreative Gestaltungs- und Lösungsideen zu übergeordneten, interdisziplinären Fragestellungen sollen befördert werden.
- Multidisziplinäre Teams und interdisziplinäre Kommunikation sehen wir als elementar an für BNE an.
- Neue Narrative (auch digitale!) sollen gefunden und genutzt werden, um eine große Teilhabe / Partizipation sowie einen großen Wirkungskreis zu erzielen.
- Nutzung und Ausbau bestehender Plattformen und Netzwerke; inhaltliche Ergänzung.
Zum Verständnis von BNE
Nachhaltige Entwicklung und Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) sind sehr abstrakte Begriffe, die deshalb oft nicht sofort verstanden und manchmal deshalb sogar abgelehnt werden. Dies ist vorschnell, denn die Begriffe müssen so abstrakt sein, weil sie sich auf fast ALLE Lebenssituationen und gesellschaftliche, ja globale Themen und Probleme beziehen bzw. darauf bezogen werden müssen. Es geht konkret um die Frage der Auswirkung unseres Handelns (z.B. Umgang mit Ressourcen oder mit der Natur und Umwelt) und ebenso konkret um Alternativen des Handelns auf allen Ebenen und in allen Bereichen und des zugrundeliegenden Denkens.
Der allgemeine Diskurs und die Praxis von BNE ist weder in Deutschland, geschweige denn international begrifflich und konzeptionell einheitlich. Er kann wegen der notwendigen Partizipation auch nicht einheitlich sein, die Begriffe sind prozesshaft. Dies zeigt die umfangreiche Literatur. Dies erschwert freilich auch das Verständnis von BNE.
Diverse Publikationen (vgl. www.kulturelleslernenverbindet.de) schärfen unser Verständnis von BNE aus.
Die allem übergeordnete normative ethische Grundlage nachhaltiger Entwicklung ist die Generationengerechtigkeit / intergenerationelle Gerechtigkeit, die in der frühen Formulierung des Brundtland-Berichtes von 1987 eine Entwicklung der Menschheit meint, „die die Bedürfnisse der Gegenwart befriedigt, ohne zu riskieren, dass zukünftige Generationen ihre eignen Bedürfnisse nicht befriedigen können.“ (Dazu gibt es differenzierte und kontroverse Debatten.)
Ebenso wichtig – wenn auch gelegentlich im Widerspruch zur intergenerationelen Gerechtigkeit ist die intragenerationelle Gerechtigkeit als ethisches Prinzip und Ziel nachhaltiger Entwicklung, also die zwischen den gleichzeitig lebenden Generationen auf regionalen, nationalen, internationalen und letztlich auch globaler Ebene (Globalität). Diese Gerechtigkeit ist Teil der sozialen Dimension nachhaltiger Entwicklung.
Üblicherweise wird ein dreidimensionales Modell nachhaltiger Entwicklung zugrunde gelegt, das durch die gleichzeitige und integrierte Berücksichtigung (Retinität) ökologischer, sozialer und ökonomischer Aspekte (sowohl bei Analysen also auch bei Zukunftsplanungen) gekennzeichnet wird (Dreieck nachhaltiger Entwicklung). Auf dieser Ebene geht unser Verständnis von nachhaltiger Entwicklung bzw. von Bildung für nachhaltige Entwicklung über dieses dreidimensionale Modell (Basismodell) hinaus.
Wir schließen uns unserem Verständnis nach dem Dr. Gerhard Beckers Verständnis an (Stern nachhaltiger Entwicklung): 1
In seiner gleichmäßigen Form repräsentiert er ein idealtypisches Modell nachhaltiger Entwicklung, das Orientierungen für die Praxis und Vergleichsmöglichkeiten von Ansätzen mit unterschiedlicher Gewichtung der Dimensionen ermöglicht. Die Pfeile repräsentieren die gegenseitigen Zusammenhänge der Dimensionen (Retinität) – wieder in idealtypischer Weise. Auch sie gilt es zu berücksichtigen.
Die eigenständige Berücksichtigung von „Kultur“ in seinen verschiedenen Bedeutungen ist zunehmend Merkmal der neuen Debatte über nachhaltige Entwicklung (s.auch die „Konvention über Schutz und die Förderung der Vielfalt kultureller Ausdrucksformen“ der UNESCO von 2005), die sich ausdrücklich auf nachhaltige Entwicklung bezieht!
Demokratische Partizipation wird dabei nicht nur als ein notwendiges Instrument nachhaltiger Entwicklung verstanden, wie sie schon in der Agenda 21 von 1992 durchgehend als konstitutives verstanden wird, sondern auch als eigenständiges Ziel und universales Menschenrecht.
Entsprechendes gilt auch für Bildung. Sie ist ein konstitutiver Teil von nachhaltiger Entwicklung: Bildung für nachhaltige Entwicklung. Sie ist notwendige Voraussetzung für die Ausübung von Partizipation. Deshalb spricht man in Deutschland von Gestaltungskompetenz als zentrales Ziel von BNE. Darüber hinaus ist Bildung universales Menschenrecht und immer auch individuelle Persönlichkeitsbildung, die nicht vollständig funktional für externe insbesondere gesellschaftliche Zwecke sein darf. Deshalb ist es sinnvoll und angemessen, Bildung (für nachhaltige Entwicklung) als eigenständige Dimension nachhaltiger Entwicklung zu verstehen.
Nach dem sechsdimensionalen Verständnis von nachhaltiger Entwicklung bezieht sich BNE (Bildung) auf die anderen fünf Dimensionen nachhaltiger Entwicklung und ihre Zusammenhänge und ist Kern jeder zukunftsorientierten Allgemeinbildung!
Auf der Ebene der anzustrebenden Bildungskompetenzen liefern die Gestaltungskompetenz und die 10-12 zugeordneten Teilkompetenzen, die im Rahmen des BLK-Programms „21“ formuliert und bis 2008 weiterentwickelt wurden, eine gute Grundlage.
Berücksichtigt wird selbstverständlich die Fortentwicklung der Kompetenzdiskussion und vorliegende Alternativen (z.B. im Kontext des Globalen Lernens als Teil von BNE; umwelt-und naturorientierte Kompetenten, interkulturelle Kompetenzen …)
BNE kann auch im Bereich der Gesundheitsbildung, Friedensbildung/-pädagogik, berufliche Bildung eine große Rolle spielen.
Wichtig ist auch die Erweiterung von BNE auf neue „bildungsferne“ Bereich – die sogenannte informelle Bildung, die sich in unmittelbaren Lebens- und Erfahungszusammenhängen außerhalb des normalen und nonformalen Bildungswesens vollzieht.
Bildung für nachhaltige Entwicklung vermittelt Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen nachhaltiges Denken und Handeln. Sie versetzt Menschen in die Lage, Entscheidungen für die Zukunft zu treffen und dabei abzuschätzen, wie sich das eigene Handeln auf künftige Generationen oder das Leben in anderen Weltregionen auswirkt.
Der einzelne erfährt durch Bildung für nachhaltige Entwicklung:
„Mein Handeln hat Konsequenzen. Nicht nur für mich und mein Umfeld, sondern auch für andere. Ich kann etwas tun, um die Welt ein Stück zu verbessern.“
Ein solches Denken ist dringend notwendig, um Veränderungen anzustoßen und drängende globale Probleme wie den Raubbau an der Natur oder die ungleiche Verteilung von Reichtum anzugehen, um das Verharren in alten Strukturen aufzubrechen und mutig nach innovativen, kreativen Lösungsansätze in Wirtschaft und Politik zu suchen.
Bildung für nachhaltige Entwicklung vermittelt Wissen über:
- globale Zusammenhänge und Herausforderungen wie den Klimawandel oder globale Gerechtigkeit;
- Die komplexen wirtschaftlichen, ökologischen und sozialen Ursachen dieser Probleme
Bildung für nachhaltige Entwicklung vermittelt Kompetenzen:
Mit Gestaltungskompetenz wird die Fähigkeit bezeichnet, Wissen über nachhaltige Entwicklung anwenden und Probleme nicht nachhaltiger Entwicklung erkennen zu können. Sie umfasst zum Beispiel folgende Fähigkeiten:
- vorausschauendes Denken;
- interdisziplinäres Kommunizieren, Wissen, Denken
- autonomes Handeln
- Partizipation an gesellschaftlichen Entscheidungsprozessen (= demokratisches Handeln und Denken)3
1 Dr. Gerhard Becker, Leitbild Bildung für Nachhaltige Entwicklung; bne.uni-osnabrueck.de; 02.04.2021.
2 ebenda.
3 vgl. BNE-Portal. Ende der Übernahme inhaltlicher Erklärungen zu BNE.
Ausblick. Perspektiven.
Die Persönlichkeitsentwicklung ist zentral für eine nachhaltige Bildung und die Schaffung einer Partizipation in Schule und Gesellschaft. Sich selbst und der eigenen Selbstwirksamkeit bewusst zu werden ist Voraussetzung für nachhaltiges und demokratisches Handeln, für Gestaltungswillen und einer positiv kritischen Bereitschaft, die Transformationsprozesse mit voranzutreiben.